Aufräumen mit Kindern
Aktualisiert: 10. Aug. 2022
Ich bekam vor kurzem die Frage gestellt, wie man Aufräumen mit Kindern entspannt gestalten kann. Spannende Frage, da Kinder vermutlich in der Unordnung nicht schlechtes sehen, sondern es ein Nebenprodukt des Spielens ist. Wir als Erwachsene belegen diesen Zustand dann als negativ. Warum? Weil wir selbst der Aufgabe gegenüber stehen das Kinderzimmer in Ordnung zu bringen. Es ist lästig, zeitraubend und nervig. Weil auch wir als Kinder nie beigebracht bekommen haben, wie man aufräumt. Dass Aufräumen nicht gleichzeitig Putzen bedeutet und dass Ordnung ein System braucht, damit es langfristig Bestand hat.

Die jetzt bevorstehende stressige Situation überträgt sich natürlich auch auf unsere Kinder. Insbesondere wenn täglich das Murmeltier grüßt und man wieder vor einem Berg Legos steht. Allerdings führt das genervte „räum mal auf“ zu reichlich wenig: Man muss Kindern auch ein System an die Hand geben, natürlich auch abhängig vom Alter. Denn ja, Kinder können Ordnung lernen.
Wie du Kindern Ordnung beibringen kannst
1.) Lass dich nicht stressen. Unordnung ist normal und darf auch mal sein. Versuche bei dir zu bleiben und nicht genervt mit deinen Kindern zu kommunizieren. Sonst haben alle schlechte Laune und in dem Zustand ist niemand gewillt zu arbeiten. Versuche das Aufräumen positiv zu sehen und geh als Vorbild voran. "Wie soll ich das denn machen" fragst du dich vielleicht. In dem du deinen Hausstand rigoros ausmistest und organisierst. Es nützt nichts jeden Tag immer und immer wieder aufzuräumen. Mach es einmal und zwar perfekt. Dass du keine Zeit hast, ist keine Ausrede. Denn ein organisiertes zu Hause verschafft dir nachhaltig Zeit und lässt Stress und Ballast gehen. Nur so können wir Kindern das Aufräumen nämlich beibringen: wir müssen es selbst lernen.
Beginne mit deinem Kleiderschrank. Nimm all deine Kleidung, ja wirklich alles, aus deinem Kleiderschrank, aus dem Keller, aus dem Flur - wo auch immer du noch Sachen versteckst- und werfe sie auf einen Haufen. Du wirst sehen, wie viel du hast und dich vielleicht erschrecken. Gut so, denn so wird dir dein Besitz bewusst. Jetzt geht es ans Ausmisten. Nimm dein absolutes Lieblingsteil und überlege warum du es magst. Steht dir die Farbe besonders gut, magst du das Material...? So gehst du mit jedem Kleidungsstück um. Wenn es deine Kriterien nicht erfüllt, ist es Zeit es gehen zu lassen. Vielleicht hast du schon gemerkt, wir räumen nicht nach Zimmern auf, sondern nach Kategorien. Und so gehst du in deinen ganzen vier Wänden vor. Du wirst sehen, wie viel Spaß es machen kann, sich von Dingen zu trennen. Mit dieser positiven Einstellung kommen wir jetzt zu den Kindern :).
2.) Zusammen mit deinen Kindern schaut ihr das Kinderzimmer durch um auch dort auszumisten. Denn auchhier sammelt sich viel an. Nicht vergessen, eingelagerte Spielsachen aus dem Keller oder dem Dachboden hervorzuholen. Je nach Alter des Kindes soll es selbst entscheiden, ob es Dinge behalten will oder nicht. Gibt es Spielsachen, die man weitergeben oder verkaufen kann? Denn je weniger Dinge da sind, desto weniger muss man sie aufräumen. Erkläre deinem Kind das Ziel der Aufräumaktion, z.B. dass ihr anderen Kindern die Sachen zukommenlassen möchtet, die es vielleicht nicht so gut haben. Ganz wichtig ist auch: respektiere die Entscheidung deines Kindes, was es behalten möchte oder nicht. Denke außerdem daran, die Dinge zeitnah wegzubringen. Ansonsten steht es wochenlang in der Ecke und wird zur nächsten Unordnung.
3.) Vereinbare mit deinen Kindern feste Plätze für ihre Spielsachen. Dann wissen sie genau, wo sie wieder hingehören, wenn du sie aufforderst aufzuräumen. Also z.B. der blaue Teddy sitzt in der Mitte vom Regal, der Bagger in der Kiste. Helfen können auch angebrachte Symbolbilder und Labels an Kisten und Co..
4.) Kinder begrenzen ihren Spielraum nicht nur auf ihr Kinderzimmer. Eine weitere idee um Ordnung nicht nur ins Kinderzimmer, sondern auch wieder in deine Wohnung zu bekommen, sind Körbe, in denen die Spielsachen nach dem Spielen eingeräumt werden. Das ist für jedes Alter machbar. Die Körbe kann man dann wieder ins Kinderzimmer bringen und man spart sich 10x zu laufen.
Warum ist Ordnung für Kinder überhaupt wichtig?
5.) Gewöhne deine Kinder ans Aufräumen. Je früher desto besser. Mit zwei bis drei Jahren sind sie schon in der Lage kleine Dinge wegzuräumen und entwickeln auch Freude daran, dir zu helfen. Schafft euch Rituale und räumt die Plüschtiere, nach dem Spiel, zusammen zurück. So lernt das Kind, Spielen und Ordnung zu verbinden. Ein aufgeräumtes Zimmer macht natürlich keinen perfekten Menschen. Was du aber deinen Kindern durch Ordnung beibringen kannst ist z.B. Routinen einzuhalten und Loszulassen. Diese Eigenschaften helfen auch im späteren Erwachsenenleben um Entscheidungen zu treffen und ein wenig disziplinierter zu sein.
Natürlich ist eine positive Verstärkung beim Aufräumen im Alltag manchmal schwer umzusetzen. Vor allen Dingen in der Konsequenz. Aber wenn du versuchst, im Chaos bei dir zu bleiben und dich davon nicht stressen zu lassen ist das schon mal die halbe Miete. Unter Zwang räumt niemand gerne auf. Routinen und Wiederholungen sind essenziell auch beim Aufräumen. Aber denk trotzdem immer dran: was für uns Erwachsene „Chaos“ ist, ist für Kinder tägliches Lernen.